Unsere schöne Privatreise durch Mexiko
AUTORIN
Ireen
Ireen war eine langjährige Kollegin und Geschäftsführerin der MIO TOURS GmbH. Sie hat familiäre Bindungen in Mexiko und berichtete euch hier über Nachrichten aus ihrem Lieblingsland sowie eigene Reiseerfahrungen.
Unsere Freundin Barbara war mit Ihren Mann und Freunden unterwegs in Mexiko und wir freuen uns sehr, dass die Gruppe uns diesen Reisebericht und die schönen Fotos zur Verfügung gestellt haben. ….
Wir waren zu fünft zwei Wochen unterwegs, sind einiges über 2600 Kilometer in einem Toyota – Kleinbus von Mexico – City zur Halbinsel Yucatan gefahren und haben dabei neun von 31 Bundesstaaten Mexicos passiert. Auf dieser Rundreise durch den Süden des Landes haben wir neben einigen bedeutenden Städten und Stätten unter anderem sechs von über 50000, meist noch nicht erschlossenen und zugänglichen, archäologischen Ausgrabungsorten besucht. Und selbst in einigen von diesen zu besichtigenden Ruinenstädten sind nur ungefähr 10% der gesamten Anlagen zu sehen. Der Rest befindet sich unter Erdhügeln und Wäldern. Ich brauchte schon etwas Fantasie, um mir vorzustellen, welche Dimensionen einst diese großen Städte hatten. Ziemlich schnell musste ich erkennen, dass mein Wissen über dieses Land und seine Geschichte recht bescheiden ist. Mit Mayas und Azteken ist es bei Weitem nicht getan. Es gibt unter den Indianern (Indigenas) noch heute über 60 Stämme – und noch ebenso viele aktiv gesprochene Sprachen und Kulturen. Folglich bleibt das Gesehene auch vorläufig wieder nur ein Bruchteil von dem, was dieses Land ausmacht.
Von den bedeutenden Stätten also besichtigte ich Teotihuacan in der Nähe von Mexico – City, Monte Alban bei Oaxaca, die kleine Ausgrabungsstätte inmitten der kleinen Stadt Mitla, die Ruinenstädte der Mayas in Palenque im Regenwald des Bundesstaates Chiapas, in Uxmal und Chichen Itza im Bundesstaat Yucatan. Unsere Reiseleiterin verstand es gut, uns zu günstigen Zeiten in diese Stätten zu führen – bevor die unheimlichen Ströme riesiger Touristengruppen einfielen. Diesen Wermutstropfen empfand ich schon oft, wenn ich mir irgendetwas außerhalb meiner Kreischaer Welt angeschaute: die Möglichkeit, schöne und außergewöhnliche Dinge sehen zu können, schließt das Inkaufnehmen der Menschenmassen, die das auch wollen, eben mit ein. Dank unserer Reiseleiterin war es in den meisten Fällen ein ungetrübter Genuss, hoch oben auf dem Mond- und Sonnentempel in Teotihuacan oder dem Kreuztempel in Palenque zu stehen und über das Land und den Regenwald zu blicken. Viele andere Tempel dürfen inzwischen vernünftigerweise nicht mehr bestiegen werden. Als ich da so von oben steil nach unten schaute, wie einst die indianischen Herrscher, oder von unten steil nach oben blickte, konnte ich mir sehr gut vorstellen, welchen „Respekt“ die Völker vor den so hoch über ihnen thronenden Herrschern hatten. Über viele dieser Schätze, wie auch in den Kolonialstädten, wacht die UNESCO, so dass sie hoffentlich noch lange gut erhalten bleiben.
In den Dörfern und Städten, die ich auf unserer Fahrt durch das Land sah und die wir besuchten, stellte ich einen enormen Unterschied an sozialem Niveau fest. Anfangs hatte ich das Gefühl, dass irgendetwas nicht „passt“. Dann erkannte ich es. Die Menschen „passen“ nicht zu den Hütten und einfachen Häusern – oder umgekehrt. Es sind freundliche, aufgeschlossene, sehr oft modern erscheinende Menschen, die nicht den Eindruck machen, als würden fast 50% von ihnen unter der Armutsgrenze leben. Einerseits ist Mexico ein hochmodernes Land und andererseits gibt es am Rande der Städte und in den Dörfern armselige Hütten und einfachste Behausungen, vor denen wiederum in vielen Fällen ein ziemlich großes Auto stand. Schließlich wunderte ich mich nicht mehr darüber, denn die Entfernungen sind auch groß und das Auto ist sicher unerlässlich, um einigermaßen den Lebensunterhalt zu verdienen. Die Benzinpreise scheinen für die Mexicaner erschwinglich zu sein, zumal die Mineralölgesellschaft PEMEX staatlich ist. Mexico hat recht gut ausgebaute Straßen und „Auto – Pisten“ (ein ausgebautes Eisenbahnnetz gibt es nicht mehr), auf denen wir unzähligen Bussen und Trucks begegneten. Allerdings kamen wir nicht so rasch voran wie „erwartet“. Die landestypische „Geschwindigkeitsbegrenzung“ in jedem Ort und auf den unendlichen Serpentinen in der Sierra Madre von Oaxaca oder Chiapas (z.B.) sind so genannte Tope, verschiedenartige Bodenwellen auf der Straße, wie wir sie aus verkehrsberuhigten Zonen kennen.
Je weiter wir das Hochland von Mexico verließen und uns auf unserer Reise der Grenze zu Guatemala näherten, um so präsenter waren Polizei und Armee, die vor allem dem Schmuggel mit Waffen und Drogen auf der Spur sind. Wir hatten von ihnen als Touristen aus „Alemane“ nichts zu befürchten. Eine Straßensperrung allerdings entpuppte sich nach Erkundigungen unseres Fahrers als Demonstration der Zapatisten, die seit den neunziger Jahren insbesondere für die Rechte der Indigenas eintreten. Unsere landeskundigen Begleiter zogen es vor, einen Umweg von 200 Kilometern zu fahren, was uns einige interessante Einblicke abseits von Touristenwegen ermöglichte. Ich sah das „Landleben“ mit einfachen Hütten zum Teil aus Holz (auch die Schulen), sah Bauern mit kleinen Pferden, Vieh und Karren, Wäsche waschende Frauen am Fluss, Maisfelder (Mais ist das Hauptnahrungsmittel in Mexico) und auf den Bus wartende Menschen. Trotz der Einfachheit machte alles einen sauberen Eindruck auf mich.
In den von uns besuchten großen Kolonialstädten mit den alten Bauten sah ich eine bunte Farbenpracht und ein pulsierendes Leben. Beeindruckend fand ich immer den Zocalo. Auf diesem zentralen Platz jeder Stadt stehen viele schattenspendende Bäume, Bänke zum Verweilen und in der Mitte ein größerer Pavillon, in dem oft musiziert wird – und bis spät abends war immer etwas los auf den Zocalos. Natürlich stehen an ihnen auch immer prachtvolle, häufig vor Gold blinkende Kathedralen. Immerhin sind seit der spanischen Eroberung weit über 80% der Mexicaner Katholiken und sehr gläubig. Bei den Indigenas vermischt sich der Glaube häufig mit ihren uralten Riten, wie ich es am eindrucksvollsten in der ungewöhnlichen Kirche von Chamula sah, in der auch nicht fotografiert werden durfte. Mehrmals konnte ich irgendwo am Himmel ein Feuerwerk sehen oder hören, welches zu Ehren eines Heiligen oder Schutzpatrons veranstaltet wurde. Auch beim Besichtigen von Haziendas und den Erklärungen von alten Produktions- und Lebensweisen bekam ich einen Einblick in die Hinterlassenschaft der Spanier.
Die Stadt Mexico – City ist eigentlich der Wahnsinn an sich, über 20 Millionen Menschen in einer Stadt! Unglaublich, wie es gelingt, diese Mega – Stadt am Funktionieren zu halten. Neben kolonialen Stadtteilen sah ich an den Hügeln am Rande der Stadt eine ziemlich wilde Bebauung mit den schon erwähnten einfachsten Behausungen, die selten einen Wasseranschluss haben. Bei den starken Regenfällen, die niedergingen, als wir schon am Karibik – Strand waren, wurden diese Viertel wahrscheinlich besonders stark in Mitleidenschaft gezogen. Vor diesem Hintergrund finde ich es um so bemerkenswerter, wie die Menschen für die Erdbebenopfer von Haiti gesammelt haben. Gleich am ersten Tag nach unserer Ankunft sah ich auf dem riesigen Zocalo von Mexico – City vor der Kathedrale, abgesichert von Polizei, auf einer großen Fläche die gesammelten Hilfsgüter wie Mineralwasser in Plasteflaschen, Behälter mit Trinkwasser, Plastesäcke mit Bekleidung usw. Am dritten Tag, als wir Mexico – City verließen, war alles nach und nach mit großen Trucks abtransportiert worden und der riesige Zocalo mit seiner überdimensionalen Fahne in der Mitte (wie so oft auf den großen Plätzen in den Städten) gehörte wieder nur den Touristen.
Für mich und meine Freundin war es ein „Muss“, dass Blaue Haus von Frida Kahlo und Diego Rivera (dessen große Wandbilder wir im Nationalpalast sahen) im Stadtteil Coyoacan zu besuchen. Wir finden diese beiden Künstler sehr beeindruckend, wie die Mexicaner ihrerseits auch. Deshalb war es also auch für mich beeindruckend, zu sehen, wo und wie Frida ganz real gelebt und gearbeitet hat.
Zu Mexico gehören natürlich auch Vulkane und viel Wasser. Die imposanten, über 5000 Meter hohen Vulkane Popocatepetl mit seiner Rauchwolke und Ixtaccihuatl (ich „übe“ noch immer die Aussprache!) sah ich unweit der Hauptstadt auf unserer Fahrt über Puebla, der Stadt mit den vielen Fliesen, nach Oaxaca klar und deutlich. Nur der Pico de Orizaba, den wir aus weiterer Entfernung sahen, ist mit 5700 Metern noch höher.
Wasser hat Mexico nicht nur an seinen 12500 Kilometern Küste zu bieten. Im Sumidero Canon mit seinen 1000 Meter hohen Wänden machte der Bootsführer des kleinen Motorbootes, mit dem wir unterwegs waren, auf Krokodile, Affen, Leguane, Pelikane, Reiher und Geier aufmerksam. An zwei interessanten und wunderschön anzusehenden Wasserkaskaden mit türkisfarbenem Wasser habe ich in den dafür erlaubten Stellen gebadet, ebenso in einem der rund 300 erforschten von etwa 5000 vermuteten, unterirdischen Cenotes. Sie sind durch Aufbrechen der Kalksteinplatte, auf der sich die Halbinsel Yucatan befindet, entstanden. Das Schwimmen unter den Stalaktiten und herabhängenden Mangrovenwurzeln war ein außergewöhnliches Erlebnis.
Schließlich habe ich an drei Tagen, sozusagen gegenüber von Kuba, Jamaika und Haiti, das Wasser und die Sonne der Karibik genossen. Dort allerdings ist von dem Ur – typischen des Landes nicht mehr allzu viel zu spüren, dort fühlte ich mich dann doch eher als Tourist denn als diejenige, die etwas von dem Land, seiner Geschichte und seinen Menschen kennen lernen wollte. Dennoch war es wichtig, denn auch das gehört zu Mexico, so wie die dort lebenden Europäer, die wir trafen. Und ein bisschen Erholung war nach dieser erlebnisreichen Rundreise nötig.
Nun wird es sicher wieder drei Jahre dauern, bevor wir uns vielleicht noch einmal in ein fremdes Land aufmachen werden. Ich habe noch keine Ahnung, welches es sein wird….
Gisela Muntau
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