Temazcal und Limpia: Wenn Mexiko dein Herz berührt

Es gibt Reisen, bei denen geht es um Sehenswürdigkeiten, Checklisten und das perfekte Foto. Und dann gibt es Reisen, die unter die Haut gehen – leise, warm und kraftvoll. Im März war ich wieder in Mexiko unterwegs, und zwei Erlebnisse haben mich besonders berührt: eine Wanderung auf den Vulkan Malinche mit anschließendem Temazcal in der Hacienda Santa Bárbara – und eine Limpia bei der Heilerin Lorena in Oaxaca. Beides Momente, in denen ich gespürt habe: Mexiko heilt. Still, intensiv und auf seine ganz eigene Weise.

Höhenmeter und Herzenswärme: Ein Tag auf der Malinche

Der Tag begann früh. Unsere Wanderung auf den Vulkan La Malinche führte uns bis auf etwa 3600 Meter Höhe. Die Luft wurde dünner, die Gedanken klarer. Jeder Schritt durch den duftenden Nadelwald war ein kleiner Seelenstreichler.

Am Nachmittag, zurück in der Hacienda Santa Bárbara, wartete etwas ganz anderes auf uns: Hitze. Dunkelheit. Dampf. Ein Temazcal – das traditionelle Schwitzhüttenritual aus Mexiko.

Wir waren sechs Frauen, dazu der Schamane, der das Ritual anleitete. Zu Beginn bat er uns, jede eine Pflanze zu nennen. Ich nannte die Erdbeere. Warum, wusste ich zuerst nicht genau. Doch in der Hütte, als der Dampf aufzog und der Duft des Kräuterbündels mich einhüllte, war sie plötzlich da – ganz klar, süß, lebendig.

„Es war magisch. Die Erdbeere war einfach da – mit ihrem Duft, ihrer Botschaft. Sanft, liebevoll, voller Wärme.“

Im Laufe der Zeremonie wurde geweint, geschrien, geschwitzt. Der Schamane forderte uns auf, gemeinsam zu schreien. Was sich erst zaghaft anfühlte, wurde plötzlich zu einer Welle.

„Ihr könnt euch nicht vorstellen, was für eine Power entsteht, wenn alle zusammen schreien. Es ist roh, echt – und befreiend.“

Und dann geschah dieser Moment, den ich nie vergessen werde: Der Schamane fragte in die Runde, ob alles ok sei. Und da war sie – eine Stimme, ganz klar, direkt hinter mir: „Está bien“. Doch die Frau, die sprach, saß mir gegenüber. Sie war die Älteste im Kreis, mit ihren beiden Töchtern an ihrer Seite.

„’Está bien.‘ Es war, als hätte mir jemand tief im Inneren gesagt: Du bist genau da, wo du sein sollst.“

Als wir später aus der dunklen Hütte ins Licht traten, trafen sich unsere Blicke. Und dann: Umarmungen. Wir Frauen hielten uns, lachten, weinten – ein Moment voller Liebe, Mitgefühl und Verbindung.

Limpia in Oaxaca: Besuch bei einer Heilerin

Ein paar Tage später, weiter südlich in Oaxaca, treffe ich Lorena. Ich sehe sie nicht oft – aber wenn ich in der Stadt bin, ist es mir eine Freude, sie zu besuchen. Jedes Treffen mit ihr ist wie ein kleiner Heimweg zu mir selbst.

Ihr Zuhause ist ein stiller Ort. Ihr Garten duftet nach Kräutern, Rauch und Erde. Wie immer beginnt alles mit einem Gespräch. Danach beginnt die Limpia – eine energetische Reinigung.

Ich bringe ihr frischen Basilikum vom Markt. Sie verbrennt ihn, räuchert meinen Körper aus, zeichnet mit Rauch, Wasser und Worten eine Art Schutzkreis um mich. Sie spuckt Alkohol auf bestimmte Körperstellen, fährt mit einem Ei über meinen Körper, liest später aus seinem Inneren.

„Es ist, als würde sie nicht nur Energien klären, sondern Erinnerungen wecken, Räume öffnen, die ich vergessen hatte.“

Zitrusöl – täglich auf die Brust aufgetragen, wie ein sinnliches Collier. Seitdem begleitet mich dieser Duft. Hell, frisch, wach.

Was bleibt

Ich bin weitergereist. Aber irgendetwas ist geblieben. Nein – etwas hat sich verändert. Wie nach einem langen Weg, auf dem man endlich anfängt, die Früchte einzusammeln.

„Ich empfinde Dankbarkeit. Klarheit. Ich bin verliebt ins Leben.“

Mexiko hat mich erinnert: Heilung ist nicht laut. Nicht perfekt. Aber sie geschieht – in einer dunklen Schwitzhütte, in einer liebevollen Umarmung, in einem Tropfen Zitrusöl auf der Haut. Und in einem einfachen, klaren Satz: Está bien.

Freut Euch auf die folgenden geplanten Artikel zu meiner Mexikoreise im März 2025 . Bald hier bei uns im Blog – meine Begegnung mit mexikanischer Straßenkunst und der beste Taco meines Lebens. Stay tuned!