Verschollenes Königreich Uxul: eine Maya-Stadt wird neu entdeckt

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Chitzén Itzá, Palenque, Tikal…. sind nur wenige Namen der berühmtesten der zahlreichen alten Maya-Stätten, die man in Mexiko und Mittelamerika bewundern kann und die jährlich Millionen  Touristen und Geschichtskenner aus aller Welt anziehen. Dabei sind Experten sich sicher, dass immer noch riesige Teile der alten Welt unentdeckt unter der dichten Vegetation ruhen. Es ist also nicht verwunderlich, dass auch das lange als verschollen gegoltene Königreich Uxul erst vor einigen Jahren wiederentdeckt wurde. Seither arbeiten Archäologen und Forscher von der Universität Bonn zusammen mit dem Denkmalamt von Campeche (INAH) an der Ausgrabung der Maya-Ruinen.

Uxul – die verschollene Stadt

Umgeben von üppigen, tiefgrünen Pflanzengewächsen und Palmen inmitten des tropischen Regenwaldes der Yucatán-Halbinsel nahe der Grenze zu Guatemala liegt Uxul, ein weiteres anschauliches Überbleibsel der Hochkultur der Maya, die bereits 2000 v. Chr. erstmals Teile Mittelamerikas besiedelten und deren Königreich sich während ihrer Blütezeit zwischen 300 und 900 n. Chr. bis nach El Salvador und Honduras erstreckte. Forscher hatten die Maya-Stätte bereits 1936 entdeckt, die Koordinaten jedoch aufgrund der beschwerlichen Reise und extremen Abgeschiedenheit ungenau notiert. So blieb Uxul über 70 Jahre lang im Dickicht des Regewaldes verschollen. Erst 2005 stieß eine Forschergruppe aus Slowenien und von der Universität Bonn erneut auf die Ruinen und holte die Stadt aus ihrem Dornröschenschlaf. Seit 2011 arbeitet das Team unter der Leitung des Bonner Archäologen Prof. Dr. Nikolai Grube nun an den Ausgrabungen, die neue Erkenntnisse über die kulturellen und gesellschaftlichen Strukturen der Maya-Kultur bringen sollen.

Verblasster Glanz einer ruhmreichen Hochkultur
Einst ragte die mächtige Maya-Stadt in leuchtendem Rot über die grünen Baumwipfel des heutigen Biosphärenreservats von Calakmul. Die Maya hatten den dichten Wald von Hand gerodet, um die Böden für den Anbau von Kürbis, Bohnen und Mais zu nutzen. Der gleichzeitige Anbau dieser drei Pflanzen im sogenannten Milpa-System verhinderte durch die entstehende Symbiose die Nährstoffauslaugung und Erosion des Bodens. Zusätzlich jagten die Maya Wildtiere wie Hirsche, Nabelschweine, Hasen oder Truthühner. Ausgefeilte Wasserspeichersysteme diente dem Auffang von Regen- und Grundwasser und war eine lebenswichtige Einrichtung. Denn während von Mai bis November der Regen in Strömen fällt, verwandelt sich ab Mitte Februar das Land in eine trockene und lebensfeindliche Gegend.

Lange war Uxul eine blühende Maya-Stadt. Um 630 fiel die Stadt jedoch in die Hände der einflussreichen Kaan-Dynastie („Schlangendynastie“) von Calakmul. Die ca. 35 km entfernte Maya-Stätte hatte sich nach dem Sieg über Tikal (Guatemala) zur „Supermacht“ des Tieflandes entwickelt, die in einem erbarmungslosen Eroberungszug die umliegenden lokalen Königtümer unterwarf. Nach der Eroberung Uxuls erschufen die Kaan aus der Maya-Stadt eine kleine Kopie Calakmuls, indem sie zum Teil einfach neue Gebäude über die bestehenden Bauten „stülpten“

Die Bewohner Uxuls mussten unter der Fremdherrschaft sehr gelitten haben. Die mächtigen Schlangen-Herrscher verdrängten den lokalen Adel und schrieben sich selbst das Privileg des einzigen „göttlichen Herrschers“ (kujul Ajaw) zu. Auf den Tafeln sind die mächtigen Schlangenkönige beim Ballspiel verewigt. Einer der Herrscher war Muyal Chaak („Wolkenregengott“), der die für die Kaan-Dynastie typische Muschel auf der Brust trägt.

Die Calakmul-Herrschaft dauerte wohl etwa ein Jahrhundert. Als der Kaan-König Yukno’m Yich’aak K’ahk 695 in einer brutalen Schlacht vom Königreich Tikal besiegt wurde, war dies der Anfang vom Ende Calakmuls – und damit auch Uxuls.

Löffel für Löffel zu neuen Erkenntnissen
Der heftige Regen hat den gefärbten Kalk längst von den Steinen gewaschen. Vom ehemaligen Glanz der Stadt sind heute nur noch die steinigen Überreste übrig. In mühsamer Handarbeit. zum Teil Löffel für Löffel, graben Archäologen die Überreste aus und legen so mit jedem neuen Fund ein Stück Geschichte frei. Das ist komplizierte Puzzle-Arbeit bei unter anstrengendsten Bedingungen und tropischer Hitze. Um zur Ausgrabungsstätte zu gelangen, musste das Team zuallererst einmal einen Weg durch 20 km Urwald freischlagen. In den bereits freigelegten Teilen der Anlage suchen die Forscher Hinweise auf die Geschichte von Uxul.

Die Stadt zählt unter anderem einen Tempel im Norden, im Süden eine 15 m hohe akropolisartige Pyramide, einen kleinen Ballspielplatz und drei Hauptplätze, angeordnet auf einer Ost-West-Achse. Außerdem säumt eine 10 m breite Steinstraße die Anlage. Eine solche Zeremonienstraße findet sich in jeder Maya-Stadt und war wohl Teil der aufwendigen Begrabungszeremonien der Maya, die einen aufwendigen Ahnenkult betrieben. Die mit Symbolen und Bildern bemeißelten große Steinstelen, zu Ehren ehemaliger Könige errichtet, sowie die entdeckten Altäre und Tafeln lassen nur einen kleinen Bruchteil der noch relativ unerforschten Zivilisation der Maya erahnen. Zum Teil sind die Inschriften stark verwittert, sodass die Entzifferung zusätzlich erschwert wird.

 

 

 

 

 

Einiges konnten die Forscher jedoch bereits herausfinden. So stammen etwa die eingemeißelten Bilder nahezu alle aus der Zeit der Calakmul-Herrschaft. Über die Geschichte vor 630 und den wirklichen Namen Uxuls, das übersetzt soviel heißt wie „am Ende“, ist das meiste noch unbekannt. Hin und wieder gelingt den Archäologen jedoch ein Überraschungsfund. 2012 und 2013 entdeckte man die Überreste eines Massengrabes von 24 wohl gewaltsam verstorbenen Männern und Frauen sowie eines Prinzengrabs. In diesem lag der junge Prinz Yotoot Tihl („Haus der Tapirs“) bestattet. Bei den Grabbeilagen fand man neben einem Tabakgefäß außerdem beschriftete und mit Maya-Motiven bemalte Becher, die vermutlich als Kakao-Gefäß dienten. Kakao war für die Maya ein Trank der Götter und damit nur Adligen vorbehalten.

Mexiko: Das Land der Maya und Azteken

Die Ausgrabungen werden wohl noch Jahre andauern. Bis dahin versuchen die Forscher, die Ruinen vor dem weiteren Verfall zu schützen. Wir dürfen gespannt bleiben, was in Uxul noch für interessante Funde gemacht werden. Bis das Königreich besichtigt werden kann, wird es deshalb noch etwas dauern. Doch Maya-Fans kommen in Mexiko definitiv nicht zu kurz: insgesamt 174 öffentlich zugängliche archäologische Stätten gibt es in Mexiko. Zu den wichtigsten gehören neben vielen Aztekenstädten, wie beispielsweise Teotihuacán, einige beeindruckende Maya-Bauten, etwa Chitzén Itzá rund 90 km östlich von Mérida oder die faszinierende Dschungelstadt Palenque in Chiapas. Ein Spaziergang durch die Ruinen lässt den Besucher eintauchen in den mystischen Glanz einer längst vergangenen Welt.

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