Wie Maya-Gemeinschaften zu einem sanften Tourismus in der Region Maya Ka’an beitragen

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marlen

Hallo, ich bin Marlen. Ich bin Geschäftsführerin bei MEXICO MIO. Hier im Blog nehme ich euch zu meinen Reisen in mein Lieblingsland Mexiko mit. Ab und zu berichte ich auch von guten Büchern oder gebe euch Reisetipps. Bei deiner persönlichen Reiseplanung bin ich dir gern behilflich - schreibe mir einfach eine Email an marlen@mexico-mio.de oder rufe an!

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Wusstest du, dass das UNESCO-Biosphärenreservat Sian Ka’an im Bundesstaat Quintana Roo liegt? Ich habe hier auf meiner Mexiko-Reise im Oktober 2024 eine intakte, zauberhafte Natur erlebt und das Engagement der hier ansässigen Maya-Gemeinden für ihre natürliche Umgebung und für ihre Traditionen und Kultur gesehen. Das Biosphärenreservat gehört zum Gebiet Maya Ka’an, das von der Weltsicht der Maya geprägt ist und zu einem sanften Tourismus einlädt.

Quintana Roo ist weltweit für Cancún, Playa del Carmen und Tulum – die sogenannte “Riviera Maya” – bekannt. Der Massentourismus und die damit einhergehende Umweltzerstörung haben das Maya-Gebiet und einstige Hippie-Paradies zu einem inzwischen vom Tourismus ausgelaugten Ort gemacht. Der Gegensatz von Massentourismus im Norden (Riviera Maya) und nachhaltigem Tourismus im Süden (Maya Ka’an) ist stark sichtbar.

Sian Ka’an gehört seit 1987 zum UNESCO-Weltnaturerbe. Das Gebiet umfasst Korallenriffe, Mangroven, Trockenwälder, Sümpfe, Lagunen, Cenoten und bietet über 4000 Tier- und Pflanzenarten eine Heimat. Die Region konnte durch die hier lebenden Maya-Gemeinden vor der touristischen Erschließung, die sich aus dem Norden ab Cancún unaufhaltsam in Richtung Süden vorarbeitet, geschützt werden.

Nur wenige Menschen leben im Maya Ka’an Gebiet. Natürlich setzen sie inzwischen auf den Tourismus als Einnahmequelle. Allerdings sind ihre Projekte wunderbare Beispiele für sanften Tourismus. Kleine Touristengruppen sind eingeladen, Tiere im Sian Ka’an Reservat bei Punta Allen zu beobachten oder die Imkerei mit der Melipona-Biene, der stachellosen Biene, kennenzulernen.

Die Reisenden passen sich an die Gegebenheiten (einfache Bungalows zum Übernachten, kein durchgehender Strom oder WLAN) an und hinterlassen möglichst keine Schäden. Durch die Einnahmen der Maya-Gemeinden aus dem nachhaltigen Tourismus kann jahrhundertealtes Wissen überliefert und lebendiges Brauchtum bewahrt werden.

Nachhaltigkeit im Tourismus in Quintana Roo Mexiko

Punta Allen (Foto links: Gerardo Ibarra)

Nachhaltigkeit und indigene Gemeinschaften – das Potential des Tourismus nachhaltig nutzen

Alle Gesellschaften verfügen über ein althergebrachtes Wissen über die Natur und den Kosmos, deren Zyklen und den besten Umgang mit natürlichen Ressourcen der Umgebung. An kaum einem Ort habe ich solch eine Verbundenheit zu langjährigem Wissen und solch einen Stolz auf Traditionen und Erfahrungen vorangegangener Generationen erlebt, wie im Maya Ka’an.

Der “moderne” Mensch setzt sich gern über die nachhaltige Nutzung der Natur für den eigenen Komfort und die Bequemlichkeit hinweg. Das hat in vielen Teilen der Erde, zum Beispiel an den Karibikstränden im Norden Quintana Roos, zu unwiederbringlichen Schäden geführt.
Um nicht das gleiche Schicksal im Süden von Quintana Roo zu erleiden, organisieren und vernetzen sich die lokalen Maya-Gemeinden mit ihren nachhaltigen Tourismusprojekten seit einigen Jahren.

Einige dieser ausgewählten Maya-Kooperativen im Maya Ka’an Gebiet, die ich während meiner Reise besucht und die mich nachhaltig beeindruckt haben, möchte ich dir nun vorstellen.

Punta Allen – Delfine, Schildkröten und ein sinnhaftes Leben 

 

Gleich unser erster Tag im Maya Ka’an brachte uns großartige Tierbegegnungen. Unsere Etappe führte uns von Tulum in die Nähe von Boca Paila. Der Weg ist nicht weit, aber diese Sandpiste ist in einem so schlechten Zustand (Schlaglöcher), dass man nicht schnell fahren kann.

Wir bestiegen Motorboote und fuhren durch die Mangroven, die ein wichtiger CO2-Speicher sind und einen sicheren Schutz gegen Hurrikans bieten. Vorbei an der Vogelinsel, bei der das Herz von Vogelliebhabern schneller schlägt, erreichten wir eine Lagune, in der sich Delfine tummeln.

Unser Guide Richie erklärte uns, dass die Männchen gerade um eine Delfindame buhlten und aus dem Wasser sprangen, wenn die Endorphine sie durchströmten. Pro Delfingruppe dürfen sich maximal 3 Boote nähern, damit die Tiere keinem Stress ausgesetzt sind.

Dann fuhren wir in Richtung offenes Meer, wobei ein Korallenriff den Küstenbereich von der rauen See abtrennt. Hier gibt es auch Seegras, zu dem Meeresschildkröten zum Grasen kommen. Und tatsächlich – wir entdeckten eine Schildkröte! Sie kommen spätestens nach 10 Minuten an die Wasseroberfläche um Luft zu holen – das war unser Moment, um das majestätische Tier direkt zu sehen.

Exkurs Sonnenschutz

Mehrere Generationen von Fischenr und Guides in Punta Allen

Mehrere Generationen von Fischern und Guides in Punta Allen

Je nach Tour haben die Boote ein Dach und bieten Sonnenschutz, dennoch ist lange Kleidung mit UV-Schutz zu empfehlen. Bei Touren, die in die Mangroven führen, gibt es auch Boote ohne Dach. Unsere Guides baten uns immer wieder, keine Sonnencreme aufzutragen, wenn wir ins Wasser wollen.

Es ist inzwischen wissenschaftlich erwiesen, dass chemischer UV-Schutz das ökologische Gleichgewicht im Meer, in Lagunen und Cenoten aus dem Gleichgewicht bringen kann. Daher sollten lange Kleidung mit UV-Schutz, sowie Hut und Sonnenbrille getragen werden. Die Guides benutzen außerdem einen Schlauchschal, um das Gesicht vor der Sonneneinstrahlung und dem Fahrtwind zu schützen. Zudem sind leichte Sporthandschuhe – gerade bei Kajaktouren – empfohlen!

Hummer-Kochkurs

Hummer zu kochen war nicht nur köstlich, sondern hat auch Spaß gemacht – wir wussten, dass alles, was wir aßen, nachhaltig und biologisch war.

In Punta Allen nahmen wir auch an einem Hummer-Kochkurs teil und erhielten abends einen Überblick über die Entstehung des nachhaltigen Tourismus in dem Fischerort. Für mich als Soziologin war es sehr interessant, da die Gemeinschaft sich selbst Verhaltensregeln für einen schonenden Umgang mit den natürlichen Ressourcen und der Natur auferlegt hat.

Also ohne Druck von außen, der Regierung oder ähnlichem.
Was mich als Mensch beeindruckte, ist die Begeisterung der Menschen für ihre Arbeit, für ihre Heimat und ihre Zufriedenheit mit dem, was sie haben und was sie tun. Im Vergleich zum Leben in der Stadt oder hier in Europa ist ihr Alltag einfach oder sogar beschwerlich (in unserer Wahrnehmung), aber sie leben ein für sich sinnhaftes Leben!

Muyil – Floating und Loslassen

Meine Reise durch das Maya Ka’an war abwechselnd von Abenteuer bzw. Anstrengung und Entspannung geprägt. Bei unserem Floating in einem natürlichen Mangrovenkanal von Muyil konnte ich wunderbar relaxen. Wir liefen auf einem Holzsteg durch die Mangroven zu einem kleinen Maya-Tempel, dort zogen wir unsere Schwimmwesten wie Windeln an und sprangen in das warme Süßwasser.

Dann ließen wir uns ca. 20 min durch den Kanal treiben. Das Wasser war klar und angenehm temperiert, wir redeten und genossen die Natur. Am liebsten wäre ich am Ende des Rundkurses im Wasser geblieben und hätte noch eine Runde gedreht.Du musst keine Angst vor Fischen (es gibt nur ganz kleine) oder Krokodilen (gibt es hier nicht) haben. An einer Stelle waren nur die Moskitos lästig, aber ich konnte sie “wegwedeln”.

Bei Muyil gibt es auch eine größere Ausgrabungsstätte, die wir jedoch nicht besichtigt haben.Diese Tour ist als Tagestour ab Tulum buchbar. Oder du hältst auf deinem Weg mit dem Mietwagen zwischen Tulum und Bacalar bei Muyil an und buchst das Abenteuer vor Ort. (Link zu Community Tours Sian Kaan)

Kantemó – Die Höhle der hängenden Schlangen

Der Kontakt mit der Natur kann beängstigend wirken, lässt uns aber wachsen!

Ein Naturerlebnis mit Garantie auf Gänsehaut erwartet dich in Kantemó, einem kleinen Maya-Dorf, das für seine außergewöhnliche Höhle bekannt ist. In der “Cueva de las Serpientes Colgantes” hängen Schlangen von der Höhlendecke und lauern auf Fledermäuse, die in der Abenddämmerung die Höhle verlassen. Die Gemeinde vor Ort hat dieses Naturphänomen in ein verantwortungsvolles Tourismusprojekt verwandelt: Die Touren finden in kleinen Gruppen statt, um die Tiere nicht zu stören.

Lokale Guides, die die Höhle schon lange und “wie ihre Westentasche” kennen, führen die Besucher, Den Höhleneingang erreichst du per Fahrrad oder in einem ca. 20-minütigen Fußmarsch. Dann werden als Schutz vor dem Fledermaus-Guano Masken aufgesetzt und Gummihandschuhe angezogen. Die Höhle ist naturbelassen, es gibt keine Treppen, noch nicht mal Handgriffe oder Seile.

Zum Teil ist der Weg so eng, dass du dich im Entengang fortbewegen oder sogar krabbeln musst. Ziehe bitte atmungsaktive Kleidung mit langen Ärmeln und Hosenbeinen an, die danach direkt in einen Wäschesack kann.
Von den Guides erhältst du einen Helm mit Stirnlampen, denn in der Höhle ist es stockdunkel. Sobald du dich den Schlangen näherst, wird das weiße Licht auf rotes Licht umgeschaltet um die Schlangen und Fledermäuse nicht zu erschrecken.

Ich habe tatsächlich den kurzen Moment – den Bruchteil einer Sekunde –  erlebt, als eine der hängenden Schlangen eine Fledermaus aus der Luft griff und sich dann in den Schutz des Felsens zurückzog. Es ist beeindruckend, Zeuge dieser natürlichen Prozesse zu werden!

Was mich jedoch noch tiefer berührte, war der Moment, als unsere Guides und wir alle Lampen ausschalteten! Ich kauerte da in absoluter Finsternis! Um mich herum spürte ich die Fledermäuse, die nach wie vor die Höhle verließen. Sie berührten mich zwar nicht, aber ich nahm ihr Flattern und den Lufthauch ihrer Flügel wahr. Wie unendlich klein und unbedeutend ist der Mensch im Gefüge der Welt – und doch hat er solche Macht über seine Umwelt!

Der Erlös aus den Touren sichert den Schutz der Höhle, finanziert die weitere Erforschung der Flora und Fauna und unterstützt natürlich die Gemeinde von Kantemó.

Señor und Tihosuco – Die stachellose Biene und die Milpa

Segnung der Ernte der Milpa/ Melipona-Bienen

In der Maya-Gemeinde Señor kannst du die faszinierende Welt der Melipona-Bienen kennenlernen, deren Honig für die Maya seit Jahrhunderten kulturelle und medizinische Bedeutung hat. Das Besondere an der Biene ist, dass sie stachellos ist. Der Honig schmeckte etwas säuerlich und erinnerte an Zitrusfrüchte.

Ebenso beeindruckend ist ein Besuch einer Milpa, dem traditionellen Anbausystem mit Mais, Bohnen und Kürbis, das für nachhaltige Landwirtschaft steht. Ein älterer Herr führte uns auf seinem “Feld” herum, erntete Früchte und teilte sie mit uns. Die Ananas war himmlisch!

Mir gefiel jedoch auch, dass dieser Herr (er war über 70 Jahre alt!) eine wichtige Rolle in der Gemeinschaft und in diesem touristischen Angebot spielte. So sinnhaft möchte ich auch meinen Lebensabend verbringen!

Ganz in der Nähe, im Ort Tihosuco, lohnt sich ein Abstecher ins Kastenmuseum, das die Geschichte und Kultur der Region beleuchtet – insbesondere den Widerstand der Maya im sogenannten Kastenkrieg. Direkt gegenüber beeindruckt die historische Kirche von Tihosuco, deren halbverfallene Fassade ein eindrucksvolles Zeugnis der bewegten Vergangenheit ist.

Kiichpam Kaax – Pib und unter den Sternen träumen

Auch das Projekt Kiichpam Kaax in Chunhuhub finde ich erwähnenswert. Die charmanten Cabañas, einfache Holzhütten, bieten eine authentische Unterkunft im Herzen des Regenwaldes. Für mich war der Komfort ausreichend.

Hier haben wir an einem Kochkurs teilgenommen, bei dem wir Pib, ein traditionelles Gericht im Erdofen, zubereitet haben. Wir erlebten den gesamten Prozess: Es begann mit dem Sammeln des Feuerholzes, dem Schneiden (mit Machete) der Bananenblätter und Palmenwedel und endete mit dem gemeinsamen Verspeisen der Tamales am Abend.

Anschließend wartete ein weiteres Highlight: der Astroturismo. Unter einem funkelnden Sternenhimmel verzauberte uns eine Gruppe Studenten mit Erzählungen, Spielen und natürlich dem Erforschen der Sterne. Ich sah das erste Mal in meinem Leben die Milchstraße. Die Jungs teilten mit uns Geschichten über die Bedeutung der Sterne und das astronomische Wissen der Maya. Unvergesslich und eine Herzensempfehlung für deinen Besuch im Maya Ka’an!

Herausforderungen für den nachhaltigen Tourismus im Sian Ka’an

Wie schön, wenn verschiedene Kulturen aufeinander treffen.

Wie schön, wenn verschiedene Kulturen aufeinander treffen.

Ich könnte noch ewig von den Maya-Projekten und dem praktizierten nachhaltigen Tourismus schwärmen.

Natürlich haben die Gemeinschaften auch mit Problemen zu kämpfen. Sie müssen auf den Klimawandel reagieren und mit knappen Ressourcen umgehen. Massentourismus wird hoffentlich für sie kein direktes Problem werden.
Etwas betrübt zeigten sich unsere Guides über den Wegzug vieler junger Leute aus den Dörfern nach Cancún und zur Riviera Maya. Dort arbeiten sie in den großen Hotels, aber doch unter schweren Bedingungen. Sie träumen von dem modernen Lebensstil und den Annehmlichkeiten der Stadt. Natürlich fehlen sie um die Traditionen ihrer Heimat zu praktizieren und weiterleben zu lassen.

Für mich von “außen” ist es schwierig einzuschätzen, in welchem Maße die Initiativen, die ich kennenlernen durfte, die Kultur bewahren können oder ob der “drain” der jungen Leute auf mittelfristige Sicht zu stark ist.

Die Region Maya Ka’an in Quintana Roo hat sich mit Projekten des sanften Tourismus in den Bundesstaaten Yucatán (Co’ox Mayab) und Campeche verbunden. Es findet Erfahrungsaustausch statt und über das Netzwerk ist es möglich, dass Touristen die gesamte Yucatán-Halbinsel über nachhaltige Tourismusangebote der Maya-Gemeinden kennenlernen.

Stell dir vor, du lernst die touristisch bereits erschlossene Halbinsel Yucatán aus der Perspektive der lokalen Maya-Gemeinden kennen! Das wird eine lebensnahe und nachhaltige Art des Reisens in Mexiko!

Fazit

Als Soziologin war dies eine der besten Erfahrungen, die ich je in Mexiko gemacht habe. (Foto: Gerardo Ibarra)

Die Projekte im Maya Ka’an zeigen, wie wunderbar sich Naturerlebnis, kulturelles Erbe und nachhaltiger Tourismus verbinden lassen. Wer sich für diese Art des Reisens entscheidet, trägt nicht nur zum Schutz der Umwelt bei, sondern unterstützt auch die lokalen Maya-Gemeinschaften dabei, ihre Traditionen und Lebensweise zu bewahren.

Unsere MEXIKO MIO-Philosophie lautet: „Einzigartige und authentische Reiseerlebnisse in Mexiko. Wir planen seit 2007 Mexiko-Reisen mit Leidenschaft und Respekt für das Land und seine Kultur.“ Lassen Sie sich von uns inspirieren und erleben Sie Mexiko auf eine Weise, die Natur und Kultur wertschätzt – für unvergessliche Momente und eine nachhaltige Zukunft.

Rufen Sie uns gleich an oder schreiben Sie uns eine Email und wir kreieren gemeinsam eine unvergessliche Reise auf die Yucatán Halbinsel!

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