Zugfahrt durch den Kupfercanyon – Barranca del Cobre Dezember 2010

6,7 min read|Published On: Sonntag, 2. Dezember 2012|By |1 Comment on Zugfahrt durch den Kupfercanyon – Barranca del Cobre Dezember 2010|
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Ulrike

Hallo, ich bin Ulrike. Ich arbeite seit 2009 bei MEXICO MIO. Hier schreibe ich über Aktuelles und Besonderes aus Mexiko. Wenn ihr Fragen habt oder meine Reiseberatung in Anspruch nehmen möchtet, hinterlasst einfach einen Kommentar oder schreibt mir eine Email an ulrike@mexico-mio.de.

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Das Ehepaar Knerr begab sich Ende 2010 auf die mehrtägige Reise durch den Kupfer Canyon im Norden Mexikos. Sie fingen wunderschöne Landschaften und Begegnungen in ihren Fotos ein. Lese hier den Reisebericht zum Kupfer Canyon:

Der Kupfercanyon, der seinen Namen dem kupferfarbigen Schluchtengestein verdankt (Piedra Cobriza), ist das fünftgrößte Canyongebiet der Welt: Die Sierra Madre Occidental umfaßt 25.000 qkm. 6 Canyons durchziehen dieses Gebiet, wobei der Barranca de Urique eine Tiefe von 1870 m erreicht. Entstanden sind diese Schluchten durch tektonische Verschiebungen und durch die Auswaschungen der durchfließenden Flüsse.

Erkunden kann man diese Canyons mit einer der spektakulärsten Zugfahrten der Welt. Jeden Morgen Punkt 6.00 Uhr verlässt der liebevoll „El Chepe“ genannte Zug Los Mochis, an der Baja California – also auf Meereshöhe gelegen – in Richtung Chihuahua. 652 km windet er sich über viele Brücken und Tunnels.

Die längste Brücke, der längste Tunnel und die höchste Brücke

Zunächst geht die Fahrt von Los Mochis bis El Fuerte durch landwirtschaftliches Gebiet. Rechts und links der Bahnstecke stehen die einfachen Hütten der Feldarbeiter. Aber dann geht es ständig bergauf. Der Rio Fuerte wird auf der längsten der 37 Brücken überquert und keine 30 km weiter durchfahren wir den mit 2000 m längsten der 87 Tunnels der Strecke. Die Superlative nehmen kein Ende, denn ½ Stündchen später überqueren wir den Rio Chinipas auf der höchsten Brücke der Strecke (102 m über dem Fluss).

Entlang der Septentrión Schlucht geht es steil bergauf. Rechts und links reihen sich bizarre Felsformationen aneinander. Man weiß gar nicht, welche Seite die bessere Aussicht bietet.

Um 13.10 Uhr erreichen wir Bahuichivo, unseren ersten Stopp. Auf einer schmalen holprigen Straße fahren wir nach Cerocahui, wo im Hotel Misión bereits das Mittagessen auf uns wartet. Am Nachmittag gibt es einen Rundgang durch den kleinen Ort, in dem sogar in einer Höhe von 1600 m Wein angebaut wird. Wir besuchen die neben dem Hotel gelegene Missionsstation, in der 80 Mädchen von 3 Nonnen unterrichtet werden. Die Kinder kommen aus den entfernt liegenden Siedlungen und bleiben das ganze Schuljahr über hier, da die Entfernungen für eine Heimkehr über das Wochenende zu groß sind.

Zum Abendessen probieren wir den einheimischen Rotwein, der sogar sehr gut schmeckt. Und dann erwartet uns in unserem Zimmer eine Überraschung: in einem kleinen Ofen wärmt ein Holzfeuer den Raum, denn es ist hier oben empfindlich kalt geworden.

Aussichtspunkt Gallegos und Einblicke in die Lebenswelt der Tarahumara

Am nächsten Morgen führt uns ein Guide mit dem Auto durch ein Naturschutzgebiet, in dem immer wieder vereinzelte Höfe der Tarahumara-Indios stehen, zum Aussichtpunkt Gallegos, von dem man einen überwältigenden Tiefblick in den Urique-Canyon hat. Hier oben ist es hochalpin während 1870 m unter uns Bananen im subtropischen Örtchen Urique wachsen!

Mittags werden wir zum Bahnhof gebracht und um 13.10 Uhr geht es mit dem Zug wieder weiter. In Posada Barrancas treffen wir auf den Gegenzug aus Chihuahua. Hier verkaufen Indianerfrauen ihre Flechtwaren, Handarbeiten und Obst. Um 14.35 Uhr erreichen wir die nächste Station Divisadero, wo die Passagiere aussteigen können, um einen Blick in den Kupfercanyon zu werfen.

Wir werden vom Hotelchef abgeholt um im spektakulär am Canyonrand gebauten Hotel Divisadero eine Nacht zu verbringen. Verblüffend ist, dass hier Kolibris um eine aufgehängte Futterstelle schwirren. Wie halten sie das bei der nächtlichen Kälte hier aus? Fliegen sie dann bis zum Canyongrund, wo es wärmer ist?

Am Nachmittag werden wir – zusammen mit anderen Gästen – von einem Führer abgeholt, der uns zu einer Tarahumara Familie bringt, die noch traditionell in einer Höhle lebt und den Lebensunterhalt durch Verkauf von selbst angefertigten Souvenirs bestreitet. Im großen Suppentopf köchelt die beliebte Bohnensuppe.

Beim anschließenden „happy hour“ kommen wir mit einer mexikanischen Familie, Eltern mit 2 erwachsenen Töchtern, ins Gespräch. Mit einem Kauderwelsch aus Englisch und Spanisch haben wir uns viel zu erzählen – sie von ihrem Leben in Monterrey, wir von Deutschland . Es ist eine fröhliche Runde und es wird viel gelacht.

Seilbahnfahrt Kupfer Canyon und der „Wilde Westen“

Am nächsten Morgen wandern wir wieder mit der Gruppe zu der im September 2010 neu eröffneten Gondelbahn, die in spektakulärer Weise den Kupfercanyon überquert und man vom Endpunkt Einblick in den Uriquecanyon hat.

Am Nachmittag heißt es Abschied nehmen von unseren neuen Freunden, unsere Bahnfahrt geht weiter nach Creel, der Zug hat Verspätung und so können wir die Indigenasfrauen beobachten, die sich hier zahlreich einfinden um den Touristen, die hier aussteigen um einen Blick in den Canyon zu werfen, ihre Handarbeiten oder auch selbstgekochtes Essen zu verkaufen. Kinder spielen auf den Bahngleisen, die Züge machen sich schon von weitem durch lautes Pfeifen bemerkbar.

Gegen 17.00 Uhr erreichen wir Creel, ein Städtchen, das auch gut in Texas liegen könnte – es sieht aus wie im wilden Westen. Wir promenieren die Straße rauf und runter – studieren die Speisekarten der vielen Restaurants und entscheiden uns für eine Pizzeria, wo es wirklich frisch zubereitete Pizzas gibt, die sehr gut schmecken. Auch der Rotwein ist bezahlbar. Es ist Sonntag und auf der Straße gibt es ein besonderes Schauspiel – einen Autocorso. Ein Auto nach dem anderen fährt im Schneckentempo vom Kreisel am Bahnhof bis zum Kreisel am Ende der Hauptstraße, immer neue Autos reihen sich ein und es nimmt kein Ende – das hat es vor 40 Jahren in Italien gegeben!!

Pilze, Frösche und Chihuahua

Am nächsten Morgen durchqueren wir mit dem Auto das Tal der Pilze und Frösche – so genannt nach den Felsformationen, die hier durch Erosionen entstanden sind. Wir besuchen auch hier eine Tarahumarafamilie in einer Höhle und etwas weiter eine christliche Kirche der Indianer. Es gibt keine Bänke darin, Indianer hocken an der Seite – und tanzen manchmal zu den geistlichen Liedern. Der Gottesdienst wird von einer weiter entfernten Kirche per Funk auf Lautsprecher übertragen.

Unser nächster Stopp ist der Lago de Arareco, der wunderschön in einem großen Waldgebiet liegt. Wir laufen ein Stück am Ufer entlang und dann geht es zunächst noch auf einer Asphaltstraße, später auf einer holprigen Piste am Elephant Rock vorbei zur Cascada de Cusárare, eine auch bei Mexikanern beliebte Attraktion. Von oben sieht man den Wasserfall sehr gut – über viele Stufen kann man das Ganze auch von unten betrachten. Im Moment ist nicht allzu viel Wasser im herabstürzenden Bach.

Frühzeitig sind wir auch diesmal wieder am Bahnhof. Aus dem einfahrenden Zug steigen die mexikanische Familie von Divisadero und eine der Holländerinnen, die wir am ersten Tag im Zug kennengelernt haben. Wir begrüßen uns mit großem Hallo, dann heißt es einsteigen – aber kurz darauf wieder aussteigen. Ein vorangefahrener Güterzug ist verunglückt und es ist deshalb keine Weiterfahrt möglich. Ein Bus wird angefordert, mit dem es eine knappe Stunde später nach Chihuahua geht. Da die Highlights der Strecke hinter uns liegen und es kurz später dunkel wird, verschmerzen wir den letzten Teil der Bahnfahrt, zumal wir mit dem Bus bereits um 20.10 Uhr in Chihuahua ankommen.

Der Hotelbus wartet schon am Bahnhof und so sind wir schnell im Quality Inn. Da dieses in der Nähe des Zócalo mit der Kathedrale liegt, gehen wir noch dorthin. Vor der Kirche tanzen Indios die wohl vom Land kamen. Wir schauen noch eine Weile zu bevor wir schlafen gehen.

Ohne Frühstück verlassen wir das Hotel, wir wollen uns noch ein bisschen in Chihuahua umschauen. Die Indios tanzen immer noch, viele kommen uns vor, als seien sie in Trance. Sie werden mit heißen Getränken und Tortillas versorgt.

Die Stadt hat neben imposanten Gebäuden – es ist ja die Hauptstadt des gleichnamigen Bundesstaates – schöne Geschäfte zu bieten und es findet sich auch eine saubere Imbissstube, in der wir ein mexikanisches Frühstück bekommen. Die Kathedrale ist jetzt geöffnet und wir können deren Pracht bewundern.

Reisebericht Verfasst von Familie Knerr

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